Great Lines – fünf geniale Kletterrouten in Tirol

Aktualisiert am 06.03.2020

Beispielhaft für das vielfältige Kletterangebot in Tirol kürte eine Fachjury fünf Sportkletterrouten quer durchs Land zu „Great Lines“. Die zentralen Auswahlkriterien: Natur- und Landschaftserlebnis, Routenverlauf, Felsbeschaffenheit, physische und mentale Anforderungen an Kletterer. Passionierte Kletterer auf der Suche nach besonders schönen Projekten in den Schwierigkeitsgraden 6 und 7 finden auf www.tirol.at/greatlines hochwertige Fotos, Videos, Topos und weitere Details zu den fünf „Great Lines“.

Bei tausenden Routen im „Climbers Paradise“ Tirol ist es keine einfache Aufgabe, fünf „Great Lines“ auszuwählen. Dennoch hat sich eine Fachjury rund um Barbara Bacher, Barbara Zangerl, Kilian Fischhuber, Markus Schwaiger, Martina Harnisch und Michael Meisl dieser Herausforderung gestellt und eine Auswahl getroffen. Die Expertinnen und Experten haben die Kletterrouten anhand des Natur- und Landschaftserlebnis, des Routenverlaufes, der Felsbeschaffenheit sowie der physischen und mentalen Anforderungen an Kletterer ausgewählt.

Die „Great Lines“-Jury

  • Barbara Bacher, Kletterprofi aus Längenfeld im Ötztal und Teil des Austria Climbing Teams.
  • Barbara Zangerl, Kletterprofi aus Strengen am Arlberg.Sie kletterte als erste Frau die „Alpen Trilogie“, darunter auch „Des Kaisers neue Kleider“ am Wilden Kaiser.
  • Kilian Fischhuber, ehemaliger Kletterprofi, der in Innsbruck lebt. Europameister und zweifacher Vizeweltmeister im Bouldern und als erster männlicher Kletterer fünffacher Sieger in der Boulder-Weltcupgesamtwertung.
  • Markus Schwaiger, arbeitet beim Österreichischen Alpenverein in Innsbruck in der Abteilung Bergsport. Sein Aufgabenbereich: Sportklettern.
  • Martina Harnisch, Physikerin und ehemalige Wettkampfkletterin, lebt in Innsbruck.Eine 8a+ „on sight“ ist bei ihr keine Seltenheit.
  • Michael Meisl, passionierter Kletterer und professioneller Fotograf, der in Kramsach in Tirol lebt. Herausgeber des umfangreichen Kletterführers „Tirol – Sportklettern in Nordtirol.“

Das wichtigste Kriterium: Freude und Spaß am Klettern

Leidenschaftliche Kletterer suchen natürlich immer wieder neue, besonders schöne Routen. Diese simple Erkenntnis spielte für die Jury bei der Auswahl ihrer fünf „Great Lines“ eine zentrale Rolle. Jurymitglied Barbara Zangerl bringt es in einem der Great Lines-Videos auf den Punkt: „Jeder sucht nach der Perle im Sportklettern, die Route die man oft aufsucht und probiert, bei der man viel Energie und Zeit liegen lässt, weil sie so cool ist!“ Die Videos zu den fünf Great Lines zeigen die Leidenschaft fürs Klettern in Tirol und machen ein Stück Klettergeschichte lebendig. Sie sind online zu finden: www.tirol.at/greatlines

„Number One direkt“: Die Mutter aller Routen

„Der Routenverlauf ist logisch, die großen Schalen und Löchern sind einzigartig in diesem Fels.“ (Kilian Fischhuber)

„Die Route führt über perfekten, mega-kompakten Kalk. Die graue Wand am Schleier Wasserfall gehört wohl zu den besten Kalkfelsen in Tirol und erinnert ein bisschen an Ceüse.“ (Martina  Harnisch)

  • Klettergebiet: Schleierwasserfall, Wilder Kaiser
  • Schwierigkeit: 7 b(+)
  • Länge: 30 Meter
  • Erschließer: Harasser, Kernmaier (1988)

Als Alexander Huber vor gut zwanzig Jahren als vermutlich erster Kletterer überhaupt eine Route im Schwierigkeitsgrad 11+ kletterte, war das eine Sensation in der Kletterwelt. Schauplatz dieser Sensation war der Schleierwasserfall am Wilden Kaiser. An den südseitig ausgerichteten Kalkwänden neben dem Wasserfall verlaufen mehr als 200 Routen, darunter auch die mit 7b bewertete „Number One direkt“. Schon am Beginn dieser Route erfordern zwei markante Passagen mit weiten Zügen Maximalkraft und gute Fußtechnik. Am oberen Ende wartet auf die müden Unterarme eine schwierige Schlusspassage an kleinen Leisten.

„Puls 2000“: Aussichtsreiche Kletterpartie

„Verläuft im ganz rechten Teil der ‚Chinesischen Mauer‘ mit beindruckender Weitsicht. Eine der fotogensten Routen in dem gesamten Gebiet.“ (Michael Meisl)

  • Klettergebiet: Chinesische Mauer, Seefeld in Tirol
  • Schwierigkeit: 7 c+
  • Länge: 22 Meter
  • Erschließer: Heinz Zak, G. Walch (1992)

Keineswegs in China liegt diese Mauer, sondern in der Leutasch bei Seefeld in Tirol. Auf 176 Routen in 11 Sektoren finden Kletterer hier optimale Bedingungen. Wer sich im 7. Schwierigkeitsgrad und darüber hinaus wohl fühlt, kann sich hier an griffigem Kalkgestein auspowern. „Puls 2000“ im Sektor „Dodlwand“ ist wohl die bekannteste Route. Die steile Kletterei an Löchern, Untergriffen und Leisten verlangt Kraft und Ausdauer. Wer es bis ganz nach oben schafft, darf sich über den hervorragenden Weitblick auf der Chinesischen Mauer freuen – und das, ohne in den fernen Osten gereist zu sein.

„Le Miracle“: Ein echtes Wunder

Für mich persönlich eine der besten Felskletterrouten in Tirol. Markanter, logischer Routenverlauf an einem beeindruckenden markanten Riss. Diese Route sticht direkt ins Auge!“(Barbara Zangerl)

  • Klettergebiet: Niederthai, Ötztal
  • Schwierigkeit: 7 b
  • Länge: 22 Meter
  • Erschließer: Matthias Burtscher (1993)

Ein gigantischer Felsblock aus Granit, inmitten eines lichten Lärchenwaldes. So stellen sich manche Kletterer wohl die ideale Route in ihren Träumen vor. Das ist allerdings kein Traum, denn in Niederthai im Ötztal steht tatsächlich solch ein Felsblock. Bei genauerer Betrachtung erkennt man einen markanten Riss, der sich auf wundersame Weise bis ganz nach oben durch den Block zieht. Das mag auch der Grund sein, warum Erstbegeher Matthias Burtscher dieser Route den Namen „Le Miracle“ gegeben hat. Mit der richtigen Technik und etwas Ausdauer wird der Riss zum puren Klettergenuss. 

„Weißer Riese“: Das Naturphänomen

„Meine Lieblingsroute in Noesslach! Es ist immer wieder ein Genuss, einzusteigen. Schöner, abgeschliffener, weißer Fels mit einem coolen Mix aus Henkeln, Auflegern, kleinen Rissen und Leisten.“ (Barbara Bacher)

  • Klettergebiet: Nösslach, Ötztal
  • Schwierigkeit: 6 b
  • Länge: 20 Meter
  • Erschließer: Christoph Rimml (1985)

Eine dunkelgraue Felswand aus Granit irgendwo im Ötztal, durchzogen von einem weißen Streifen – dieses Naturphänomen markiert auch die vielleicht schönste der 55 Routen im Klettergarten Nösslach. Henkel, Risse, Aufleger und Leisten fordern bei diesem Ötztaler Kletterklassiker solide Fingerkraft und technisches Können. Trotz des nicht allzu hohen Schwierigkeitsgrades bleibt der „Weiße Riese“ eine Herausforderung, bei der man den Überblick behalten und bis zum Ende voll konzentriert bleiben muss. Der Fels ist nach Südwesten und Westen ausgerichtet und eignet sich somit ideal für Klettertage vom Frühjahr bis hinein in den Spätherbst.

„Another Play in Paradise“: Im Reich der Dolomiten

„Wunderschöne Kletterei an einer nach oben hin immer ausgesetzteren Wand. Homogen zu Klettern, man will immer mehr.“(Markus Schwaiger)

  • Klettergebiet: Dolomitenhütte, Osttirol
  • Schwierigkeit: 7 c
  • Länge: 35 Meter
  • Erschließer: Gerry Unterassinger (1990)

Knapp neben einem Felsabbruch in 1.600 Metern Höhe, mitten in den Lienzer Dolomiten, klammert sich die gleichnamige Dolomitenhütte an den Berg. Direkt unterhalb der Hütte durchziehen 129 Kletterrouten die südseitig abfallenden Felswände. Vom Ausblick auf die imposanten Dolomitengipfel sollten sich Kletterer nicht allzu sehr ablenken lassen, wenn sie die Route „Another Play in Paradise“ schaffen wollen – zumindest nicht bis zum ersten Rastpunkt. Im oberen Teil mit seinem typischen Hochgebirgskalk folgen technisch anspruchsvolle Passagen, die vorbildlich mit Bohrhaken abgesichert sind.

Online finden Kletterer hochwertige Fotos, Videos, Topos und weitere Details zu den „Great Lines“: www.tirol.at/greatlines

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