Steinerner Zeuge hoch über dem Achensee

Aktualisiert am 23.07.2020

Auf der Seekarlspitze im Rofangebirge thront seit gestern ein Kreuz aus purem Granit. Es dient der Erinnerung an das 60-jährige Bestehen der Bergrettung Maurach. Was das Gipfelkreuz abseits des Materials, aus dem es gemacht wurde, so besonders macht, ist die beispiellose Kooperation einiger Familien und Betriebe in Maurach, die die Errichtung des mehr als vier Meter hohen Kreuzes erst möglich machte.

Man kennt sie als Holz- oder Metallkonstruktion, einige sind aufgrund ihrer Höhenlage ganzjährig vereist, andere wiederum kunstvoll verziert. Sehr selten jedoch sind – zumindest in unseren Breiten –Gipfelkreuze aus Stein. Ein solch rares Exemplar wurde unlängst im Rahmen eines aufsehenerregenden Fluges auf den 2.261 Meter hohen Gipfel der Seekarlspitze (Rofangebirge) in der Region Achensee transportiert. 2700 Kilogramm Granit, 2500 Kilogramm Beton und 700 Arbeitsstunden sind die eindrucksvollen Zahlen rund um das 3,3 Meter hohe Kreuz, das eine ganz besondere Entstehungsgeschichte hat.

Von der Idee zum Projekt: Ein Gedanke wird volljährig

Bereits vor etwa 18 Jahren fasste Raimund Walser aus Maurach den Entschluss, einmal ein Gipfelkreuz aus Stein anzufertigen: „Ich war damals mit dabei, als ein Freund von mir – Kunstschmiedemeister von Beruf – ein Gipfelkreuz spendete und zur Einweihung übergab. Ich sprach mit meinem Bruder Simon darüber und seit diesem Zeitpunkt keimte in uns die Idee rund um das steinerne Kreuz.“ Um dem ursprünglichen Gedanken Folge leisten zu können, mussten allerdings erst die Voraussetzungen geschaffen werden: „In den Anfangsjahren unseres Unternehmens Walserstein hätten wir uns ein solches Projekt schlichtweg nicht leisten können und so musste das Projekt noch ein wenig warten. Als jedoch im vergangenen Jahr die Bergrettung Maurach ihr 60-jähriges Bestehen feierte, brachten wir unsere Idee vor“, so Walser.

Planung, Produktion und Transport: Die Zusammenarbeit mehrerer Partner

Nach wenigen Besprechungen wurde aus dem Gedanken ein Projekt und man fand einen weiteren wichtigen Partner, um das Vorhaben umsetzten zu können: Für den Transport des Natursteinkreuzes auf die Seekarlspitze kam die Familie Leo Schwarzmann aus Maurach – quasi als Logistikpartner – an Bord und erklärte sich bereit, die notwendigen Hubschraubereinsätze zur Errichtung des Gipfelkreuzes zu übernehmen. „Ich war sofort fasziniert, als ich von der Idee rund um das steinerne Gipfelkreuz hörte und wollte meinen Beitrag dazu leisten. Die Bergrettung verdient unsere größte Wertschätzung, denn sie ist Hilfs- und Rettungssystem für alle, die im Gebirge in Gefahr sind. Ich freue mich, dass mit dem Steinkreuz nun ein besonderes, weit sichtbares Monument unserer Kultur am Achensee seinen Platz gefunden hat“, so Leo Schwarzmann.

Im Frühjahr 2020 begann man schließlich bei Walserstein mit der Produktion: Aus einem 6700 Kilogramm schweren Granitblock wurden die Konturen eines Kreuzes herausgeschnitten. Nach dem Zuschnitt wurde händisch mit tausenden Hammerschlägen die Struktur im unteren Bereich ausgearbeitet.

Im Anschluss folgten Schliff und Politur, bevor das sakrale Kunstwerk für den Transport vorbereitet werden konnte. Zeitgleich begannen Mitglieder der Bergrettung Maurach mit dem Errichten des Fundamentes am Berg. Nach dem Aushub für das Fundament wurden händisch 1000 Kilogramm Fertigbeton verarbeitet, um die Bodenplatte zu errichten. Mit einigen Transportflügen wurde das Fundament – also weitere 1500 Kilogramm Beton – für das Kreuz zum Gipfel gebracht und im Anschluss fertiggestellt.

Am 22.07.2020 war es dann soweit: Ein mit Doppelrotorsystem ausgestatteter Hubschrauber der Type Kamov holte das Kreuz unterhalb der Buchaueralm ab. Das Gipfelkreuz – bereits am frühen Vormittag vom Erdbauunternehmen Feil zur Abflugstelle gebracht – war nach wenigen Handgriffen der Flughelfer für den Transport bereit. Der 4000 PS starke Helikopter transportierte das steinerne Kreuz im Rahmen einer spektakulären Aktion zum Gipfel. Höchste Anforderungen an das Können des Piloten stellte die Zentimeterarbeit beim Einfädeln in das Fundament dar. „Mit dem Gipfelkreuz aus Granit auf der Seekarlspitze ist die Region Achensee nunmehr um ein Alleinstellungsmerkmal reicher“, freut sich Martin Tschoner, Geschäftsführer Achensee Tourismus. Auf Anfrage beim Österreichischen Alpenverein konnte erhoben werden, dass bislang kein vergleichbares Steinkreuz auf österreichischen Berggipfeln bekannt ist. Ebenfalls etwas Besonderes: Anhand eines in den Stein gemeißelten Passwortes kann man sich beim Steinkreuz auf der Seekarlspitze künftig in ein digitales Gipfelbuch eintragen.

Einweihung am 11. Oktober im Zuge der Gipfelmesse der Bergrettung Maurach

Bis zur Einweihung dieses beeindruckenden steinernen Zeugen hoch über dem Achensee werden noch einige Wochen ins Land bzw. über den See ziehen. Im Rahmen einer Gipfelmesse auf der über einen ausgeschilderten schwarzen Bergweg erreichbaren Seekarlspitze wird das Kreuz am 11. Oktober 2020 eingeweiht. „Bei der Einweihung durch Univ.-Prof. Dr. Józef Niewiadomski werden zahlreiche Mitglieder der Bergrettung Maurach zugegen sein. Wir möchten diese Gelegenheit dann auch dazu nutzen, der Firma Walserstein, der Familie Leo Schwarzmann und allen weiteren Unterstützern und Partnern recht herzlich zu danken“, so Martin Roner, Ortsstellenleiter der Bergrettung Maurach am Achensee. „Wir wünschen eine weiterhin unfallfreie Wandersaison und wir sind überzeugt, dass die Bergsteiger auf der Seekarlspitze dem steinernen Gipfelkreuz die gleiche Wertschätzung entgegenbringen, wie wir es tun.“

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