Tirols Tourismus bilanziert Wintersaison trotz Herausforderungen stabil
Aktualisiert am 24.04.2025
Ein Wechselbad der Gefühle beschert die aktuelle Wintersaison dem Tiroler Tourismus. Nach einer sehr guten Entwicklung in der ersten Hälfte liegt die Branche in der Zwischenbilanz per Ende März mit -0,8 Prozent bei den Ankünften und -1,3 Prozent bei den Übernachtungen gegenüber dem Vorjahr leicht zurück. Der Ostertermin im April lässt schlussendlich ein ausgeglichenes Ergebnis erwarten. Für den kommenden Sommer herrscht Zuversicht. Branchenvertreter:innen betonen angesichts der stabilen Entwicklung die Bedeutung des Tourismus als Wirtschaftsmotor für das Land.

Innsbruck, 24. April 2025 – Die aktuelle Wintersaison läuft noch bis 30. April. Während die erste Saisonhälfte – von November bis Jänner – sehr positiv verlaufen ist, erweist sich die zweite Hälfte herausfordernd: Wenig Naturschnee, mangelnde Winterstimmung auf den Märkten und der fehlende Schalttag haben die Nachfrage gegenüber dem Vorjahr trotz guter Pistenbedingungen etwas zurückgehen lassen.
Nach fünf von sechs Monaten der aktuellen Wintersaison weist Tirols Tourismusstatistik 24,1 Millionen Übernachtungen aus. Das ist ein leichter Rückgang gegenüber dem Vorjahr von 1,3 Prozent. 5,5 Millionen Ankünfte entsprechen einem kleinen Minus von 0,8 Prozent. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer ist mit 4,4 Tagen gleichgeblieben. Zu berücksichtigen ist bei dieser vorläufigen Bilanz allerdings die Verschiebung von Ostern, das nach einem Märztermin im Vorjahr heuer in den April gefallen und in der vorliegenden Zwischenbilanz noch nicht enthalten ist. Daher wird am Ende der Wintersaison ein ausgeglichenes Ergebnis erwartet.
Großes Engagement der Branche
„Die grundsätzlich stabile Entwicklung des Tiroler Tourismus ist gerade angesichts vielfältiger Herausforderungen kein Selbstläufer“, betont Tirols Tourismuslandesrat Mario Gerber. „Die Branche unternimmt dafür großes Engagement. Dieses reicht von Anpassungsleistungen an den Klimawandel bis hin zu einem Veranstaltungsreigen, um die Nebensaison zu beleben und insbesondere die Nachfrage in Richtung Ostern hochzuhalten.“ Der Tourismus festige damit seine Rolle als maßgeblicher Motor für die heimische Wirtschaft und den Wohlstand im Land und bleibe insbesondere in den Tälern alternativlos.
Die stabile Entwicklung der Branche demonstriert auch eine erste Berechnung der Wertschöpfung seitens MCI Tourismus. Diese liegt für die Wintersaison 2024/25 bei 3,6 Milliarden Euro und damit inflationsbereinigt mit -0,3 Prozent nur minimal unter dem Vorjahr.

Das saisonale Tourismusbarometer, eine repräsentative Befragung unter Tirols Unterkunftsbetrieben, unterstreicht dieses Resultat: 60 Prozent der befragten Betriebe zeigen sich mit dem wirtschaftlichen Ergebnis der Wintersaison 2024/25 zufrieden. Knapp 30 Prozent sind sehr zufrieden und nur etwa zehn Prozent nicht zufrieden.
Unterschiedliche Entwicklung auf wichtigsten Herkunftsmärkten
Ein gemischtes Bild zeigt die aktuelle Zwischenbilanz beim Blick auf die wichtigsten Herkunftsmärkte. Einem Rückgang bei den Nächtigungen deutscher Gäste von -4,7 Prozent auf 12,0 Millionen stehen Zuwächse aus den Niederlanden auf 3,8 Millionen Nächtigungen (+4,2%) und Österreich auf 1,6 Millionen (+2,2%) gegenüber.
Unterschiedlich präsentiert sich auch die Entwicklung bei den Unterkünften: Gewerbliche Ferienwohnungen verzeichnen aktuell ein Wachstum (+4,8%), die Hotellerie Rückgänge: Vier- und Fünfstern-Hotels -0,9 Prozent, Dreistern-Hotels -3,7 Prozent und Zwei- und Einstern-Betriebe -1,5 Prozent.
Für Karin Seiler, Geschäftsführerin der Tirol Werbung, ist die Anpassungsleistung des Tiroler Wintertourismus maßgeblich für die Robustheit der Branche. „Skifahren bleibt auf absehbare Zeit das Kernprodukt des Tiroler Wintertourismus. Gleichzeitig kann das Angebot aufgrund veränderter Bedürfnisse und Rahmenbedingungen nicht mehr nur auf den Pistensport reduziert werden“, so Seiler. „Mit dem sogenannten ,Skifahren plus‘ prägt eine vielfältige Palette vom Winterwandern über Wellness bis hin zur Kulinarik schon seit Jahren die Aktivitäten ergänzend zur Piste.“

Aus betrieblicher Sicht sei die zu Ende gehende Wintersaison keine einfache gewesen, resümiert Alois Rainer, Obmann der Sparte Tourismus und Freizeitwirtschaft in der Wirtschaftskammer Tirol. Gerade für tiefer gelegene Regionen ist es nicht möglich, die späten Ostertage noch mitzunehmen. „Wir haben gewusst, dass die heurige Saison angesichts dieser Ferienlage keine einfache wird, daher ist auch das Ergebnis keine Überraschung“, so Rainer. Auch die Ausgabefreude der Gäste ist angesichts von Wirtschaftskrisen und Co. etwas zurückgegangen. „Daher ist es den Betrieben nicht immer möglich, die deutlich gestiegenen Kosten weiterzugeben.“ Rund 40 Prozent geben laut Tourismusbarometer an, die gestiegenen Kosten bisher an die Gäste weitergeben zu können. 30 Prozent konnten die Aufwendungen teilweise weitergeben, weiteren 30 Prozent ist dies nicht gelungen. „Dass unsere Branche trotz dieser vielfältigen Herausforderungen so erfolgreich ist, zeigt einmal mehr das Engagement und Qualitätsstreben der Betriebe.“

Dieses Engagement spiegelt sich auch in einer aktuellen Analyse der Tirol Werbung wider, für die mittels Künstlicher Intelligenz mehr als 420.000 Gästebewertungen auf Onlineplattformen analysiert wurden. 84 Prozent davon waren positiv, zwei Prozent neutral und 14 Prozent negativ.
Zuversichtlicher Blick Richtung Sommer
Dem kommenden Sommer blicken die Touristiker:innen zuversichtlich entgegen. Etwa drei Viertel der Tiroler Unterkunftsbetriebe sind derzeit mit der Buchungslage für die mit 1. Mai beginnende Sommersaison zufrieden bzw. sehr zufrieden. Am besten stellt sich die Situation dabei am wichtigsten Herkunftsmarkt Deutschland dar: Gleich 92 Prozent der Befragten sprechen von einer gleich guten oder sogar besseren Buchungslage als im Vorjahr. Diesen positiven Ausblick untermauert auch das Preis- und Buchungsmonitoring der Tirol Werbung. Demzufolge liegt die Nachfrage für den heurigen Sommer auf dem Niveau des Vorjahres.
Auch hinsichtlich der wirtschaftlichen Entwicklung herrscht Optimismus: Rund die Hälfte der Unterkunftsbetriebe geht davon aus, das Ergebnis vom Vorjahr halten zu können. 28 Prozent erwarten, die Sommersaison 2025 mit einem Umsatzplus abzuschließen, nur 13 Prozent rechnen mit Einbußen bei den Umsätzen. Die zuversichtliche finanzielle Einschätzung zur kommenden Sommersaison zeigt sich auch im Preis- und Buchungsmonitor. Die Prognose der Preise für den Sommer 2025 weist in allen betrachteten Kategorien einen höheren Wert auf als noch im Vorjahr.