Die frühen Zillertaler Alpinisten

Aktualisiert am 04.07.2024

Die Geschichte des Alpinismus und des Zillertaler Tourismus ist seit jeher mit den heimischen Bergführern verbunden. Früh setzten Forschende auf das Wissen und die Fähigkeiten der Bergführer, die sie sicher auf die Berge brachten. Als findige Alpinisten und Visionäre trugen sie maßgeblich zur touristischen Erschließung des Zillertals bei.

 Wer erahnen will, welche Leistungen die Bergführer damals unternommen haben, kann ihnen auf zahlreichen Wegen nachspüren. © Zillertal Tourismus / Christoph Johann

Die Geschichte des Alpinismus beginnt im 13. Jahrhundert mit der Besteigung des Mont Ventoux in der französischen Provence durch den Dichter Francesco Petrarca. Bis der Bergsport sich etablieren sollte, dauerte es aber noch rund 400 Jahre. Im Zillertal beginnt der Alpinismus mit der Besteigung der Ahornspitze im Jahr 1840. Wenige Jahre zuvor waren es Zillertaler Bergsteiger, die im Auftrag von Erzherzog Johann von Österreich den Ortler in Südtirol zum ersten Mal bestiegen.

Der „Stuaklauber Joseler“

Die erste Schlüsselfigur in der Geschichte der Zillertaler Bergführer war Georg Samer, auch bekannt als „Stuaklauber Joseler“. Durch sein großes Wissen über Mineralien und Halbedelsteine, wie dem Zillertaler Granat, erlangte er große Beliebt- und Bekanntheit unter den Wissenschaftlern seiner Zeit. Unter den zahlreichen Dreitausendern, die er bestieg, zählen der Hochfeiler und der Olperer zu den bekanntesten Gipfeln. 

Die ersten beiden staatlich anerkannten Bergführer des Zillertals waren die Ginzlinger David Fankhauser und Johannes „Honis“ Hörhager, die in Zusammenarbeit mit den jungen Alpenvereinssektionen Berlin und Prag, die erste Berliner Hütte, beziehungsweise die Dominikushütte betrieben. Zusammen mit der Bergsteigerfamilie Wechselberger unternahmen sie rund dreißig Erstbesteigungen mit Gästen und gelten daher als Wegbereiter des alpinen Tourismus. Fankhauser mit seinem touristischen Gespür, der mit dem Gasthof Roßhag in Ginzling den ersten Gasthof mit elektrischem Licht und Zimmerservice anbot legte den Grundstein für die erfolgreiche touristische Entwicklung der Region.

In den 1890ern sorgte Heinrich „Sagschneider“ für Aufsehen im Tal. Als erster Bergführer und vermutlich als erster Zillertaler, war er mit Skiern unterwegs, die er von Oscar Schuster, einem befreundeten Alpinisten und Skipionier, geschenkt bekommen hatte. Er unternahm zahlreiche Skitouren mit Gästen und Auftraggebern. Gleichsam war er einer der frühen Expeditionsbergführer und bereiste in dieser Tätigkeit die Schweiz, Italien und den Kaukasus. 

© Zillertal Tourismus / Tom Klocker

Der moderne Alpinismus

Auch heute noch ist der Bergsport eines der wichtigsten Urlaubsmotive im Zillertal, wenngleich die Beweggründe für das Bergsteigen heute andere sind. Wandern und Klettern erfüllen heute mehr einen Selbstzweck, bei dem es um die Lust an der Bewegung, das Verfeinern der Techniken und das Besteigen immer kniffligerer Routen geht. 

Wie schon in früheren Zeiten bieten die aktuell mehr als 40 Bergführer, 140 Bergwanderführer sowie die 16 Alpinschulen des Zillertals, Erfahrenen wie Anfängern die Möglichkeit, den Alpinismus hautnah zu erleben. Die aktiven Bergführer bieten ihren Gästen Touren in den unterschiedlichsten Disziplinen zu jeder Jahreszeit: Bergsteigen, Klettern, Hochtouren, Wanderungen, Ausbildungskurse, Eisklettern, Skitouren, Schneeschuhtouren, Skihochtouren, Gipfeltouren und Spezialführungen im Ausland. „Die Vielseitigkeit der Zillertaler Bergwelt zu kennen und ihre schönsten und ruhigsten Plätze zu kennen, macht uns zu den wertvollsten Partnern traumhafter Bergerlebnisse“, so der Obmann der Bergführer, Florian Wechselberger. Bergführer im 21. Jahrhundert sind nicht nur klassische Bergsteiger, zu ihren Arbeitsgebieten zählen auch die Arbeit in Lawinenwarndiensten und Lawinenkommissionen, in der Bergrettung und in Einsatzstäben als Experten für alpines Risikomanagement. Bergführer organisieren Kurse für Seil- und Rettungstechniken, Lawinenprävention, Notfallmanagement aber auch Kurse für Basics im Bergsteigen und auf Skitour. 

Gerade was das Klettern angeht, hat sich in den vergangenen Jahren viel getan. So sind im Zillertal rund 40 Granit-Routen, etwa an der Spiegelwand in Ginzling, und annähernd 100 talnahe Mehrseillängen-Routen, wie jene am Taufenkopf, zu den klassischen Klettertouren Fußstein-Kante und zur Olperer Nordwand hinzugekommen. Dazu kommen unzählige Klettersteige im ganzen Zillertal, die den Alpinismus mehr denn je zum Breitensport machen.

Der Pioniergeist der Bergführer im Zillertal trug nicht nur zur Erschließung der zahlreichen Dreitausender im Tal bei, sondern legte die Grundsteine für den naturnahen und erfolgreichen alpinen Tourismus von heute. 

Tipps

Die Routen der frühen Alpinisten sind heute oft nur noch schwer ausfindig zu machen. Die Routen, die heute noch existieren, bedürfen viel Erfahrung und Können. Wer erahnen will, welche Leistungen die Bergführer damals unternommen haben, kann ihnen auf den folgenden Wegen nachspüren.

© Zillertal Tourismus / Bernd Ritschel

In der Tradition des „Stuaklauber Joseler“ und seiner Leidenschaft für Mineralien, steht  die aktuell laufenden Ausstellung Verborgene Schätze , die im Naturparkhaus in Ginzling, bis 20.09.2024 täglich von 08:30 – 12:00 Uhr und von 13:00 – 17:00 Uhr bestaunt werden kann.  

Erfahrene Bergführer können direkt beim Bergsportführer Verband Tirol – Sektion Zillertal www.bergfuehrer-zillertal.at angefragt werden. 

Infos zu Klettersteigen, Bouldergebieten, Kletteranalgen und Hochseilgärten findet man in unserem Folder: Faszination Klettern 

Mehr Informationen zur Geschichte der Alpinisten findet man im Buch von Stefan Wierer, „Auf den Spuren der Zillertaler Bergführer – von Pionieren, Legenden und Gipfeln“. Erhältlich ist das Buch in der Buchhandlung Tyrolia in Mayrhofen. Kostenpunkt ca. 27,50 €.

Über das Zillertal 

Tal der Dreitausender, des ewigen Eises, der kulinarischen Höhepunkte und der Musik. Perfekt präparierte Pisten, traumhafte Langlaufloipen und Rodelbahnen im Winter, hunderte Kilometer Wanderwege und Bikestrecken sowie erfrischende Freibäder und idyllische Bergseen mit kristallklarem Wasser im Sommer – umgeben von einzigartigen Bergpanoramen: das erlebst du nur hier. Vom Hochfeiler, dem mit 3.509m höchsten Berg des Zillertals, zieht sich das Zillertal über 47km am Ziller entlang talauswärts. Die berühmte Zillertaler Gastfreundschaft der mehr als 35.000 Einwohner können Sie in den 25 Gemeinden des Zillertals selbst erleben. Sommer wie Winter stehen Wohlbefinden, Regionalität und Genuss an oberster Stelle. Egal ob einzigartige Bergerlebnisse oder einfach nur die Natur genießen, Möglichkeiten gibt es im aktivsten und musikalischsten Tal der Welt wie Nadeln im Zirbenwald. Dazu kommt höchster Genuss: von regionaler Kulinarik, echter Zillertaler Hausmannskost bis hin zu exquisiten Gourmet-Menüs. Willkommen im Zillertal – das fühlst du nur hier.

Die Zillertal Tourismus GmbH in Schlitters wurde im Jahr 2005 zur internationalen Vermarktung des Zillertals gegründet. Zu den Hauptaufgaben zählt die Marketing- bzw. Maßnahmenplanung auf definierten internationalen Märkten sowie die Image- und Themenstrategie des Tales im Einklang mit den lokalen Tourismusverbänden und Infrastrukturträgern. Ein weiterer Schwerpunkt liegt in der nachhaltigen Entwicklung und Förderung der Region für zukünftige Generationen. Gemeinsam mit den Tourismusverbänden Erste Ferienregion, Zell-Gerlos, Mayrhofen-Hippach und Tux-Finkenberg sowie den örtlichen Bergbahnen informiert die Zillertal Tourismus GmbH seine Gäste über die breite Palette an ganzjährigen Angeboten und Produkten sowohl im Tal als auch am Berg. Mit knapp 7,7 Mio. Nächtigungen im Kalenderjahr 2023 und 1,6 Mio. Gästeankünften zählt das Zillertal zu den größten Tourismusdestinationen im gesamten DACH-Raum.

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