Fisser Blochziehen: Fasnachtsbrauch vom Feinsten in Serfaus-Fiss-Ladis
Aktualisiert am 06.12.2022
Alle vier Jahre dreht der hinterlistige Schwoaftuifl beim Blochziehen in Fiss seine Runden. Doch wie vor hundert Jahren ist er nicht allein unterwegs, sondern gemeinsam mit Hexen, dem Giggeler, Mohrelen und Schallner. Ein Schauspiel, das den Kampf von Gut gegen Böse – des Frühlings gegen den Winter – darstellt. Der vielleicht originellste Fasnachtsbrauch im Alpenraum ist fest in den Genen der Dorfbevölkerung verankert und gehört zum immateriellen Kulturerbe der UNESCO.
Darauf hat das ganze Dorf lange gewartet. Wenn am 29. Januar 2023 die Fisser Kirchturmuhr 12.30 Uhr schlägt, ist in dem 1.000-Seelen-Dorf für einige Stunden nichts mehr so, wie es eigentlich ist. Das Blochziehen beginnt mit den Worten „latz geats los!“. Mit vereinten Kräften, in historischen Kostümen und hinter beeindruckenden Holzmasken ziehen, schieben Maskierte einen sechs Tonnen schweren Baum durch die engen Gassen des Bergdorfs Fiss im oberen Tiroler Inntal. Vorneweg springen die Schallner und Mohrelen und kündigen den Beginn des Umzuges an. Kurze Zeit später folgen die Paarlen, die Holzer und die Jäger. Ganz hinten versucht der Schwoaftuifl, der als Leitfigur 2023 ausgewählt worden ist, den Umzug zu bremsen. Mit einer großen, geschmiedeten Gabel tanzt er gemeinsam mit den furchteinflößenden Hexen und ihren fuchtelnden Besen um den Bloch herum. Der Bajatzl, der auf den Dächern herumturnt und Schabernack treibt, bringt währenddessen tausende Zuschauer mit seinen verrückten Einfällen zum Lachen.
Legendärer Fasnachtsbrauch: Ein Pflichtprogramm für jeden Fisser
Das Fisser Blochziehen ist pure Tradition und erzählt vom Zusammenhalt der Dorfbewohner. Eine Ehrensache und in den Genen der Einwohner fest verankert, denn fast jeder Fisser Haushalt ist auf bestimmte Art und Weise mit dem Blochziehen verbunden. Rund 350 männliche Dorfeinwohner sind direkt an dem alten Fasnachtsbrauchtum beteiligt. Kurz: Das Blochziehen ist Pflicht und Kür für jeden Fisser mit hohem Symbolcharakter. Der Bloch, ein circa 30 Meter langer und sechs Tonnen schwerer Zirbenbaum, wird im Spätherbst von den Männern gefällt. Beim Festtagsumzug Ende Januar ziehen sie ihn dann auf Holzschlitten durch das Dorf. Der Bloch selbst repräsentiert einen Pflug, der die Felder für die Aussaat aufbricht. Die Mohrelen und Schallner mit ihren freundlichen Masken stellen den Frühling dar und vertreiben mit ihren dröhnenden Schellen das Böse, die Dämonen und den Winter. In anderen Worten, die Hexen und den Schwoaftuifl. Heute gehört das Blochziehen zu den berühmtesten Fasnachtsbräuchen im Alpenraum und findet traditionsgemäß nur alle vier Jahre statt.
Die Heldinnen hinter den Kulissen
Am Tag des Blochziehens wird der mächtige Baum von rund 60 Maskierten durch das Dorf gezogen. Dabei dürfen übrigens nur die Männer in die Kostüme schlüpfen. Doch weiß jeder im Dorf: Auch wenn sie eher hinter den Kulissen tätig sind, ohne die Frauen würde nichts funktionieren. Sie nähen die Kostüme und schminken die Teilnehmer. Jede Familie trägt ihren Anteil zum guten Gelingen bei. Monatelang haben sich die Einwohner auf diesen bedeutenden Tag vorbereitet und tragen stolz ihre kunstvoll geschnitzten Holzmasken zur Schau. Mit unbändigem Geschrei und viel Lärm wollen sie dem Winter den Garaus machen, das Böse vertreiben und ziehen den Bloch zum Fonnesplatz, wo er nach dem Umzug vom Bürgermeister an den Höchstbietenden versteigert wird. Der Erlös kommt der Fasnacht, Projekten der Dorfgemeinschaft oder sozialen Einrichtungen zugute.
Immaterielles UNESCO Kulturerbe
Das Blochziehen ist ein Überrest der Frühjahrs- und Fruchtbarkeitsriten unserer vorchristlichen Ahnen und ein mitreißendes Schauspiel, dessen Freiluftbühne der Dorfkern von Fiss ist. Früher war es ein Brauch der Burschen und ledigen Männer, dann wurden auch verheiratete Männer eingebunden. Heute verteilt ein eigenes Komitee die Rollen und verwaltet die Holzlarven und Kostüme. 2011 hat die UNESCO den kulturhistorischen Wert des Fisser Blochziehens erkannt und den Brauch in das Nationale Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes in Österreich aufgenommen. Was viele nicht wissen: Historisch betrachtet steht das Blochziehen mit dem Heiratsverhalten der Fisser Einwohner in Verbindung. Es wurde nur dann veranstaltet, wenn im Dorf das ganze Jahr über niemand geheiratet hatte.
Übrigens: Was ursprünglich nur Erwachsene alle vier Jahre mit großer Anteilnahme zelebrierten, feiern seit einem halben Jahrhundert auch die Kinder und Jugendlichen in Fiss. Im vierjährigen Rhythmus – ganz nach dem Vorbild der Großen. Das nächste Kinderblochziehen findet im Januar 2024 statt.
Mehr Informationen zum Fisser Blochziehen gibt es unter www.blochziehen.at.
Informationen zur Ferienregion Serfaus-Fiss-Ladis gibt es unter www.serfaus-fiss-ladis.at.
Weitere Presseinformationen und kostenfreies Bildmaterial finden Sie auf unserem Presseportal unter www.serfaus-fiss-ladis.at/de/service/presse.
Über Serfaus-Fiss-Ladis
Getreu dem Motto „Die phantastischen Winterwelten von Serfaus-Fiss-Ladis“ steht die Tiroler Ferienregion für Abwechslung und rundum sorglosen Winterurlaub auf Top-Niveau. Und zwar sowohl für Singles als auch für beste Freunde, Familien oder im Drei-Generationen-Verbund. Denn in Serfaus-Fiss-Ladis haben die Berge nicht nur den Großen ordentlich etwas zu bieten, sondern auch den Kleinen. Die drei geschichtsträchtigen Bergdörfer liegen auf einem sonnenreichen Hochplateau über dem oberen Tiroler Inntal, umgeben von den markanten Bergspitzen der Samnaungruppe und den Ötztaler Alpen. Die Ferienregion bietet zwischen 1.200 und 2.828 Metern Seehöhe allen Gästen beste Voraussetzungen für einen facettenreichen Winterurlaub, wie er seinesgleichen sucht: Aktivitäten für Wintersportler. Abwechslung für die ganze Familie. Abenteuer für Actionhelden. Atemberaubende Panoramen für Genießer. Außergewöhnliche Spezialitäten für Feinschmecker. Und das ist nicht nur märchenhaft, sondern einfach phantastisch!