Museumsfriedhof Tirol wird erweitert

Aktualisiert am 29.03.2021

Im Lustigen Friedhof in Kramsach begegnet man dem Tod mit einer gewissen Heiterkeit. Hans Guggenberger betreibt den ungewöhnlichen Museumsfriedhof, auf dem Grabkreuze mit skurrilen Inschriften ausgestellt sind. In diesem Jahr wird der „Friedhof ohne Tote erweitert.

Hans Guggenberger hat in den letzten 50 Jahren über 1000 Grabkreuze gesammelt. Die kuriosesten stell er in seinem Museum aus.

Kramsach – „Mit Schi im Schuss – dann war Schluss.“ Knapper lässt sich ein Skiunfall nicht beschreiben. Mehr über das Ableben erfährt man in diesem Sprüchlein: „Hier in dieser Gruben liegen zwei Müllerbuben geboren am Chiemsee gestorben an Bauchweh.“ Bei so viel posthumer Freimütigkeit kann man nur schmunzeln. Offenbar hatte man früher einen etwas anderen Zugang zum Tod. Über 100 Grabkreuze mit solch kuriosen Inschriften findet man heute am Lustigen Friedhof in Kramsach. Begraben ist hier allerdings niemand. Die Kreuze stammen aus der Sammlung von Hans Guggenberger. Der Steinmetzmeister und Sagzahnschmied hatte in seinem Beruf viel mit der Grabgestaltung zu tun. Die schönsten und ungewöhnlichsten Kreuze bewahrte er vor dem Altmetall. Und so kam er bereits im Jahr 1965 auf die Idee, die außerordentlichsten Kreuze in seinem Museumsfriedhof aufzustellen.

Die kürzesten Lebensläufe der Welt

Auf einem kleinen Waldstück neben der Kunstschmiede kann man die Kuriositäten vergangener Tage bestaunen. Heute ist der Friedhof ohne Tote das meistbesuchte Museum Tirols. Rund 200.000 Besucher pro Jahr kommen hier her, um über die Sprüchlein zu schmunzeln. Lachen ist ausdrücklich erwünscht, auch wenn einem so manches Lachen im Halse stecken bleibt. „Hier liegt Martin Krug, der Kinder, Weib und Orgel schlug“ lautet eine weitere Inschrift. Guggenberger nennt solche Sprüche „die kürzesten Lebensläufe, der Welt“. Gelegentlich wird auch die Art des Todes recht flott beschrieben – wie etwa bei diesem hier: „aufigstiegen – obagfalln. Hin gwösn’n“. Die Inschriften geben Einblicke in die Denkweise früherer Generationen. Man bekommt eine Vorstellung davon, die hart der Alltag in den Bergen war. Und entdeckt auch, dass man nicht so zimperlich mit den Verstorbenen umgegangen ist, wovon folgender Spruch aus dem Oberland zeugt: „Es liegt begraben die ehrsame Jungfrau Nothburg Nindl, gestorben ist sie im siebzehnten Jahr just als sie zu gebrauchen war“.

Sammlung mit 1000 Grabkreuze

„Es liegt begraben die ehrsame Jungfrau Nothburg Nindl, gestorben ist sie im siebzehnten Jahr just als sie zu gebrauchen war“

Bis ins späte 19. Jahrhundert gab es im Alpenraum den Brauch, mit teils derben, witzigen Sinnsprüchen an die Verstorbenen zu erinnern. Die historischen Kreuze in Kramsach stammen überwiegend aus Tirol. Aber auch aus anderen Teilen des Alpenraums, wie Südtirol, Salzburg und Bayern, hat Guggenberger wahre Raritäten zusammengetragen. Im Laufe der letzten 50 Jahre kamen so 1000 Kreuze zusammen. Die meisten davon lagern in seinem Depot. Fünf Jahrhunderte alpenländischer Grabkultur gibt es hier zu sehen. Es ist die größte Grabkreuzsammlung Europas.

Erweiterung dieses Jahr Fertigstellung 2022

Hans Guggenberger (links) und Martin Reiter präsentieren das Modell des zukünftigen Museumsfriedhof Tirol in Kramsach. © Museumsfriedhof

Derzeit arbeiten Hans Guggenberger und Martin Reiter an dem Konzept für die Erweiterung sowie Neugestaltung des Museumsfriedhofes, die noch dieses Jahr umgesetzt werden. Mittelpunkt soll eine kleine Kapelle werden. Innerhalb des historischen Arkadenhofs wird man dann weitere kuriose Grabsprüche entdecken. Bis 2022 soll der monumentale Totentanz von Markus Thurner ebenfalls erweitert werden. Denn bis zur Jahrestagung der Europäischen Totentanzvereinigung, die ihre Jahrestagung in Kramsach ausrichten wird, soll der Museumsfriedhof fertig gestellt sein.

Der Museumsfriedhof Tirol in Kramsach ist 365 Tage im Jahr bei freiem Eintritt geöffnet. Dieses Gratisangebot ist nicht nur ungewöhnlich in der Museenlandschaft, sondern auch die Besonderheit der Ausstellungsobjekte am Gelände.

Infos: www.museumsfriedhof.info

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