Passionsspiele Erl: Probenbeginn

Aktualisiert am 17.10.2024

Sie haben sich viel vorgenommen: Über 500 Spieler:innen sollen bei den Passionsspielen Erl in einer circa dreistündigen Inszenierung von Martin Leutgeb die Leidensgeschichte Jesu Christi auf die Bühne bringen. Über den vergangenen Sommer wurde bereits in kleinen Gruppen am Text gearbeitet, nun starten zeitnah die szenischen Proben.

„Nichts ist fix, bis Jesus ans Kreuz genagelt wird“, formuliert es Martin Leutgeb während der Proben salopp. Die Stimmung ist spürbar gut bei dem zugewandten Regisseur, der in Tirol und ganz Österreich als begabter Schauspieler in Film und Fernsehen bekannt ist. Viel gespielt wird auch während der Proben mit den Laiendarsteller:innen in Erl: Es ist ein Ausprobieren, ein „Anprobieren“ verschiedener Ausdrucksformen, das schließlich zum Ziel führen soll.

Gemeinsame Arbeit an der Rolle

„Wir möchten emotional berühren und begeistern“, formuliert es Peter Esterl, der als Spielleiter für die Besetzung verantwortlich ist. Im engen Austausch mit Martin Leutgeb hat er die Schauspieler:innen ausgewählt, die jetzt hinter schwarzen Stehpulten stehen und den Text mal mehr, mal weniger auswendig zu Gehör bringen. „Nicht so laut! Klarer! Die Konsonanten schauen wir uns noch an“, lauten die kritischen, aber stets wohlwollenden Kommentare des Regisseurs.

Martin Leutgeb ist es gewohnt, mit Laiendarsteller:innen zu arbeiten, wobei „Laien“ den Erler Passionsspieler:innen kaum gerecht wird. Die meisten der Anwesenden stehen seit Kindesbeinen auf der Bühne. Wie Peter Esterl haben sie die klassischen Stationen durchlaufen: Sie waren Teil des Volkes, junge Römer oder Apostel, bevor sie zum Hohen Rat aufstiegen oder andere größere Rollen übertragen bekamen. Die besondere Fähigkeit der Erler liegt darin sich auf immer wieder andere Anweisungen der Regie einzulassen und in der jahrtausendealten Geschichte stets Neues zu entdecken. Martin Leutgeb hat in diesem Fall auch die Neufassung des Textes geschrieben, hält Peter Esterl fest: „Dadurch, dass er den Text selbst verfasst hat, weiß er zu 100 Prozent, was er bei jedem Satz will. Das ist ein großer Vorteil für uns Spieler:innen.“

Proben unter dem Dach des Passionsspielhauses

In den vergangenen Wochen hat Martin Leutgeb bereits in kleinen Gruppen den Text mit den Darsteller:innen durchgearbeitet. Jetzt wird tatsächlich probiert: Im Stehen, so sind die Spieler:innen freier ihr Pult zu verlassen, wann auch immer sie wollen. Noch eine Besonderheit zeichnet die Probenarbeit in Erl aus: Geprobt wird zum aktuellen Zeitpunkt immer in doppelter Besetzung. Da stehen sich im Probenraum unter dem Dach des Passionsspielhauses zwei Pontius Pilatus, zwei Kaiphas und zwei Annas gegenüber. Immer abwechselnd arbeiten sie an der Rolle. Und der Regisseur wechselt stets die Perspektive, lässt sich auf jede:n Einzelne:n ein und versteht es den besonderen Charakter der einzelnen Spieler:innen herauszuarbeiten.

Regisseur Martin Leutgeb ist die enge Zusammenarbeit mit den Darsteller:innen ein besonderes Anliegen.
Regisseur Martin Leutgeb ist die enge Zusammenarbeit mit den Darsteller:innen ein besonderes Anliegen. © O&K Kommunikation

Bis zur Premiere im Mai bleibt noch Zeit und trotzdem ist der frühe Probenstart von großer Bedeutung für den Passionsspielverein. Alle Spieler:innen gehen ihren Berufen nach, haben Familien – die Probenarbeit dominiert die Abende und Wochenenden. „Es zeichnet die Erler Bevölkerung aus, dass sie sich über einen so langen Zeitraum der Passion verschreibt“, fasst Peter Esterl zusammen: „Erl ist ein kleiner Ort, aber durch die Passionsspiele entsteht ein starkes Gemeinschaftsgefühl. Die gesamte Dorfgemeinschaft arbeitet während des Passionsspieljahres zusammen – Alt und Jung, Menschen mit ganz verschiedenen Hintergründen. Das schafft eine besondere Atmosphäre, in der alle zusammen etwas Großes auf die Beine stellen.“

Hardfacts im Überblick:

  • Aufführungen von Mai bis Oktober 2025 
  • Im Erler Passionsspielhaus mit über 1.500 Sitzplätzen 
  • Dreistündige Neuinszenierung von Martin Leutgeb 
  • Über 500 Laiendarsteller:innen auf der Bühne 
  • Eine über 400 Jahre alte Tradition

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