PillerseeTal: Mal kurz Weitwandern

Aktualisiert am 09.04.2024

Auf dem „WaiWi“ durchs PillerseeTal – drei kernige Tagesetappen – mal am Berg, mal komfortabel im Dorf übernachten. Am Ende ist die Typ-Frage beantwortet.

Flexibel und facettenreich – das ist der WaiWi im PillerseeTal © Sebastian Astl

Was passt eigentlich besser? Mit Klo auf der Etage und mit Fremden im Zimmer in der romantischen Berghütte übernachten oder doch lieber unten im Tal mit Komfort und nächtlicher Privatsphäre? Und wie viel schafft man eigentlich, wenn sich ein Wandertag an den nächsten reiht, der Muskelkater kommt und vielleicht sogar noch das Knie spinnt? Seitdem das Weitwandern boomt und es immer mehr Angebote für Anhänger beider Varianten gibt, stellt sich für Einsteiger die Typ-Frage. Eine rasche Antwort liefert der Selbsttest auf dem „WaiWi“. Er führt in drei Tagesetappen quer durchs PillerseeTal – und bietet in seiner Mischform, mit seinen Varianten und dem Bergbahn-Offert die perfekte Möglichkeit, die unterschiedlichen Konzepte und sich selbst kennen zu lernen.

Start ist im malerischen Örtchen Waidring. Von hier aus geht’s durch Mischwald, Latschenfelder und weite Almlandschaften hinauf in eine Abgeschiedenheit, die man in den Kitzbüheler Alpen kaum erwarten würde. Keine Menschenseele weit und breit, dafür die markante Steinplatte am Horizont als stiller Begleiter. Nach dem Hausberg (1120 m) und der wildromantischen Weissbachschlucht rufen Kirchberg (1678 m) und Schafelberg (1597 m) – und endlich die Winterstelleralm. Kurz noch eine Rast einlegen und die mitgebrachte Jause genießen und entspannt die letzten Bergab-Kilometer bis nach St. Jakob in Haus wandern.

Wer diese erste Etappe mit ihren rund 1200 Höhenmetern, 22 Kilometern und acht Stunden reiner Gehzeit locker schafft, bekommt auch die nächsten Tage keine Probleme. So die Erfahrung von Lisa Flatscher. Sie ist Bergwanderführerin und hat den „WaiWi“, der übrigens mit dem österreichischen Wandergütesiegel ausgezeichnet ist, gemeinsam mit dem Tourismusverband PillerseeTal entwickelt. Wer sich dagegen schon beim ersten Anstieg zum Hausberg schwer tut, lässt die anderen Gipfel aus und fädelt in die „WaiWi“-Variante ein, die unten am blaugrün schimmernden Pillersee entlangführt.

Der Weg wurde so konzipiert, dass es immer auch einfache Alternativen gibt und der Spaß auf keinen Fall auf der Strecke bleibt. Und ganz nebenbei verbindet der „WaiWi“ die absoluten Highlights der Region miteinander.

Nach der Übernachtung in St. Jakob in Haus ruft die Buchensteinwand (1456 m). Das Gute: Der Komfort im Tal muss am nächsten Morgen nicht unbedingt mit Schweiß beim Bergaufgehen bezahlt werden – man kann einfach den Lift nehmen und oben zuerst mal in aller Ruhe das 30 Meter hohe Jakobskreuz besichtigen. Das größte begehbare Gipfelkreuz der Welt ist den Pilgern gewidmet, die seit Jahrhunderten auf ihrem Weg vom Salzburger Land nach Santiago de Compostela durchs PillerseeTal kommen. Der 360°-Rundumblick von der obersten Aussichtsplattform ist gigantisch.

Weiter geht‘s über romantische Pfade hinab nach Fieberbrunn. Danach wandert man in ca. vier Stunden bergauf Richtung Wildseeloder. Einkehrmöglichkeit bei urigen Almen gibt’s auch. Ein Tipp – Wildalm Käseladen hier erwartet einem das kleinste Kino am Berg, Bibliothek und sagenhaft guter Käse. Ab hier führt dann ein (technisch einfacher) Steig hinauf zum Wildseeloderhaus (1854 m) – einer Bilderbuchberghütte in 1-a-Lage. Vielleicht noch eine Runde auf dem Wildseelodersee rudern, bevor man sich bettet? Zur Auswahl stehen gemütliche Zirbenholz-Zimmer mit zwei und vier Betten, zudem Plätze in einem großzügigen Matratzenlager. Dusche und Klo sind wie gesagt auf der Etage.

Am nächsten Morgen ruft der Wildseeloder (2118 m), der höchste Punkt der Tour, dessen Kreuz aus dem letzten Pillerseestahl gefertigt wurde. Die traumhafte Aussicht genießen und gemütlich wieder ins Tal wandern. Zum Abschluss locken dann gleich drei Badeseen im Tal mit Trinkwasserqualität zu einem Sprung ins kühle Nass. 

Die Rückkehr zum Ausgangspunkt in Waidring ist mit dem Regiobus, welcher in der Gästekarte inkludiert ist, möglich.

Das Schöne am „WaiWi“: Er gibt sich flexibel und facettenreich, legt den Abschied auch bei schlechter Tagesform nicht nahe und ist jeden Tag aufs Neue attraktiv.

Übrigens: „WaiWi“ meint, von Waidring bis zum Wildseeloder und ist zugleich ein Ausdruck aus dem Tirolerischen. Übersetzt: liebes Weib. Einfach mal ausprobieren.

Daten und Fakten:

Der „WaiWi“ ist ein Weitwanderweg, der quer durchs Pillerseetal führt und die Highlights der Region miteinander verbindet. Er hat 50 Streckenkilometer, 3200 Höhenmeter und drei Tagesetappen – und bietet dabei viele Möglichkeiten für spontane Abkürzungen.

Nachhaltig von A nach B – mit Bus und Bahn: Im gesamten PillerseeTal sowie nach Kitzbühel, Ellmau und Lofer nutzen Urlauber mit der Gästekarte kostenlos den öffentlichen Regiobus und kommen so einfach und umweltschonend ans Ziel. Quer durch die Kitzbüheler Alpen (von Hochfilzen bis Wörgl bzw. Kirchbichl) geht’s gratis per S-Bahn und Zug (REX). Übrigens: Die Gästekarte, und somit das Fahrticket, bekommen Urlauber direkt vom Vermieter.

TIPP: Autofrei anreisen: Wer mit dem Zug ins PillerseeTal kommt, hat nicht nur drei Bahnhöfe (Fieberbrunn, Pfaffenschwendt, Hochfilzen) zur Auswahl, sondern wird dazu kostenfrei mit dem Shuttleservice zur Unterkunft und retour gebracht. Einfach bis 72 Stunden vor Anreise unter autofrei.tirol anmelden.

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