Sterne schauen im Kaunertal
Aktualisiert am 06.07.2018
Sterne schauen bei einer neuen Wanderung im Kaunertal. An einem der dunkelsten Nachthimmel Österreichs leuchten nicht nur der Große Bär und der Abendstern besonders hell.
Großer Wagen, Kleiner Bär, Sirius, Castor oder der Abendstern. Viel mehr erkennt man am Nachthimmel kaum noch. Und leider sieht man tatsächlich auch kaum mehr, denn unsere hell erleuchteten Städte lassen die Sterne verblassen. Bei einem Besuch im Kaunertal, einem der
dunkelsten Orte Österreichs, können Gäste ab diesem Sommer entlang der Kaunertaler Gletscherstraße an besonderen Stern-Wanderungen teilnehmen, bei denen man nicht nur die Milchstraße und viele andere Sterne sieht, sondern auch einiges dazulernt über den Himmel, die Nacht und wie wir damit leben.
Auf 2.000 Metern den Sternen ganz nah
Das hintere Kaunertal gilt als einer der dunkelsten Orte Österreichs. Hier mitten in der vom Gletschereis geformten Bergwelt, fernab von großen und kleineren Städten, wo selbst die Dörfer weit auseinander liegen, kommt man bei den neuen geführten Wanderungen dem Himmelszelt besonders nah. „Ausgehend von der Erkenntnis, dass Dunkelheit einen Wert und die Organismen auf der Erde ein tiefes Bedürfnis nach der Dunkelheit der Nacht haben, entwickelten wir das neue ‚Sternenerlebnis Gepatsch‘“, sagt Michaela Gasser, Geschäftsführerin Kaunertal Tourismus. Neben der Lichtarmut im hinteren Kaunertal war auch die Tatsache entscheidend, dass man hier, auf rund 2.000 Metern, einfach um einige Meter näher an den Sternen dran ist.
Wandern im Schein von Halbmond und Gestirnen
Die Sterne hatten immer einen großen Einfluss auf die Menschen. Sie dienten der räumlichen und zeitlichen Orientierung, halfen bei der Erklärung der Welt und der Entstehung der Wissenschaften. Bis heute sind wir fasziniert von den leuchtenden Himmelskörpern. Warum das so ist, was man alles sehen und daraus schließen kann, erklären während der nächtlichen Wanderung die ausgebildeten Guides: Biologe und Geschichtenerzähler Alexander Legniti und der Meteorologe und Geophysiker Norbert Span.
Nächtliche Treffen an der schönsten Sackgasse der Welt
Drei Termine gibt es im Spätsommer 2018, die sich jeweils am zunehmenden Halbmond orientieren: 20. Juli, 17. August und 14. September. Die maximal 20 Teilnehmer treffen sich je nach Termin zwischen 20 und 22 Uhr an der Mautstelle Feichten, an der Kaunertaler Gletscherstraße, eine der schönsten Sackgassen der Welt. Ohne jegliche künstliche Lichtquelle wandert die Gruppe rund 45 Minuten auf Wanderwegen bis zu einem Platz, von dem aus man den Nachthimmel besonders gut beobachten kann. Der Guide erklärt die Sterne und Sternbilder und gibt zahlreiche Hintergrundinformationen.
Preis pro Person und Tour: 20 Euro, mit Gästekarte 15 Euro. Eine Anmeldung im Tourismusbüro in Feichten ist notwendig, nur Barzahlung möglich.
Einzigartige Naturlandschaft an der Kaunertaler Gletscherstraße
Ergänzt wird das Sternenerlebnis Gepatsch durch die Ausstellung „Helle Not – die Schattenseiten des Lichts“ im Quellalpin in Feichten. Hier bekommen die Besucher die wichtigsten Erkenntnisse zu Lichtverschmutzung und ihre Auswirkungen vermittelt. Wer die nächtliche Wanderung bei Tageslicht noch einmal unternimmt, wird von der Wildheit der Natur beeindruckt sein. Denn durch den Rückzug der Gletscher offenbart sich im hinteren Kaunertal eine einzigartige Naturlandschaft, erschlossen durch die Kaunertaler Gletscherstraße mit ihren 29 Kehren. 26 Kilometer führt sie von der Mautstelle bis an den Gletscherrand und überwindet dabei 1.500 Höhenmeter. Das Naturschauspiel, die Landschaftsarten, die man hier auf kurzer Distanz sehen kann, erlebt man sonst nur auf einer Reise von Norddeutschland bis nach Grönland.
Mit FUTOURIST eine neue Tourismusvision entwickeln
Das neue Angebot „Sternenerlebnis am Gepatsch“ wurde im Rahmen des Projekts FUTOURIST von der Tiroler Umweltanwaltschaft entwickelt. FUTOURIST hat sich der Förderung der Natur- und Kulturschätze in den Alpen durch sportliche, touristische und umweltfreundliche Maßnahmen verschrieben. Dabei geht es vor dem Hintergrund des Klimawandels vor allem darum, alternative Angebote zum stark mit dem Wintersport verbundenen Tourismus zu schaffen. Diese neuen Naturerlebnisangebote sollen die regionale Infrastruktur verbessern, die Natur, ihre Eigenarten und die Vielfalt der alpinen Lebensräume stärken und die Lebensqualität der Besucher fördern. Das Projekt wird durch den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung und Interreg V-A ItalienÖsterreich 2014-2020 gefördert.