8 Jobs in 8 Wochen: Der „JobCheck“ am Wilden Kaiser

Aktualisiert am 28.07.2020

JobCheckerin Jenny Koller (21) testet in 8 Wochen 8 verschiedene Jobs im Tourismus in der Region Wilder Kaiser. Ihre Erfahrungen teilt sie mit allen Interessierten in wöchentlichen Blogbeiträgen und auf Social Media.

Eines steht fest: Der Tourismus genießt als Arbeitgeber nicht gerade den besten Ruf. Saisonale Beschäftigung, schwierige Arbeitszeiten, schlechtes Gehalt – das sind nur ein paar der gängigen, gesellschaftlichen Vorstellungen über einen Arbeitsplatz in Hotellerie, Gastronomie und Co. Kein Wunder, dass sich die elterliche Begeisterung in Grenzen hält, wenn die Sprößlinge ihre berufliche Laufbahn in dieser Branche einschlagen wollen.

Aber: Treffen diese Bilder immer noch zu? Und: Stimmen sie für jede Tourismusregion in gleichem Maße? Oder hat sich die Arbeitsplatzqualität im Tourismus mancherorts verändert?

In der Region Wilder Kaiser will man nicht länger theoretisch über diese Fragen spekulieren, sondern handfeste Antworten finden. Und wo sonst, als direkt vor Ort in den Betrieben, sollte man das tun? Das hat man sich am Wilden Kaiser zum Anlass genommen, „JobCheckerin“ Jenny Koller (21) acht Wochen lang acht verschiedene, touristische Jobs testen zu lassen. Von der Kinderbetreuung bis in die Küche, von der Rezeption bis ins Marketing. Und „testen“ heißt in dem Fall: Mitarbeiten!

2-3 Tage „on the job“
Pro Betrieb arbeitet Jenny mindestens 2-3 Tage in der jeweiligen Abteilung mit und hat so direkten Einblick in den Job-Alltag, kann sich mit KollegInnen austauschen und am „eigenen Leib“ erfahren, welche Qualifikationen und Leidenschaften ein Job erfordert, welche Ausbildung nötig ist, ob man mehr als EinzelkämpferIn oder TeamplayerIn im Einsatz ist, wie Gehalt und Arbeitszeiten sind und vieles mehr.

Dabei bringt Jenny Koller die idealen Voraussetzungen mit: Selbst im touristischen Umfeld in Brixen im Thale aufgewachsen, studiert die 21-Jährige Unternehmensführung an der FH Kufstein und hat ihre Bachelorarbeit schon zum Thema „Arbeitsplatzqualität im Tourismus“ verfasst. Das heißt, sie bringt neben dem praktischen Wissen aus dem elterlichen Betrieb und vielen Praktika auch theoretisches Branchenwissen mit.

Aber Theorie und Praxis wären nichts ohne Leidenschaft für den Tourismus – und davon besitzt Jenny allerhand. „Ich glaube, ich kann zurecht über mich sagen, dass ich ‚für den Tourismus brenne‘“, erzählt Jenny Koller mit spürbarer Begeisterung. „Ich liebe die Arbeit mit Menschen, ich liebe es, Gästen die schönsten Seiten unserer Region näherzubringen.“ Darüber hinaus sieht sie durchaus Chancen, durch den „JobCheck“ reale Veränderungen anzustoßen: „Mir ist es wirklich ein Anliegen, den Tourismus als Arbeitgeber ‚besser zu machen‘. Dazu möchte ich mit dem JobCheck auch beitragen“, so Jenny Koller.

Dokumentation am „Wilder Kaiser Blog“
Aber das ist natürlich nicht alles: Im Rahmen des „Wilder Kaiser JobCheck“ will Jenny so viele Facetten des Tourismus wie nur möglich kennen lernen und ihre Erfahrungen mit anderen teilen. Daher wird sie am Wilder Kaiser Blog laufend über ihre Job-Stationen berichten. Wie ihr etwa die Arbeit im „Kids Club“ im Hotel Christoph in Ellmau gefallen hat, kann man bereits nachlesen. Mit Bildern und persönlichen Schilderungen wird sie Jugendlichen, deren Eltern und allen anderen, die sich für die Arbeit im Tourismus interessieren, authentische Einblicke „aus der ersten Reihe“ geben. Dabei bewertet sie nicht zuletzt die Faktoren „Teamarbeit“, „Arbeitszeit“, „Interessante Aufgaben“, „Jobsicherheit“, „Eigenverantwortung“, „Kreativität“, „Kommunikativer Job“ und „Vorwissen“ jeweils in einer übersichtlichen Tabelle. Auch Ausbildung, Basisgehalt und Benefits des getesteten Jobs listet sie auf. Für alle, die sich also für die Arbeit im Tourismus interessieren – ob ArbeitgeberIn oder (potenzielle) ArbeitnehmerIn – eine super Informationsquelle.

Nachhaltige Regionalentwicklung 
Dass davon auch die teilnehmenden Betriebe profitieren, ist sich Katie Tropper, der „Kopf“ hinter dem Projekt sicher. „Das Interesse zur Teilnahme war sehr groß“ schildert Projektmanagerin Tropper, die nicht zuletzt durch ihre Arbeit mit der „Kaiserschaft“ (Anm.: Zusammenschluss von ArbeitgeberInnen in der Region Wilder Kaiser, die sich selbst dem Ziel verschrieben haben, das Arbeiten im Tourismus attraktiv zu gestalten und dafür Qualitätsstandards in den teilnehmenden Betrieben festgelegt haben) bestens mit dem Thema vertraut ist.

Andererseits hat sich Katie Tropper schon lange der nachhaltigen Regionalentwicklung in den Bezirken Kufstein und Kitzbühel verschrieben und weiß genau, wovon sie spricht: „Ich bin seit meiner Kindheit mit dem Tourismus vertraut und habe auch lange in der Branche gearbeitet – ich weiß, wie schön der Beruf sein kann.“ Das möchte sie auch anderen näherbringen, daher sei ihr das Projekt „JobCheck“ wirklich ein Herzensanliegen: Um nicht mehr zutreffende Klischees über touristische Berufe mit Fakten zu widerlegen, gleichzeitig aber auch zu realen Verbesserungen beizutragen, wo sie nach wie vor nötig sind. Ob sie sich freuen würde, wenn der JobCheck auch in anderen Regionen Anklang finden würde? „Ich hoffe sogar darauf – denn wenn wir den Tourismus in Tirol nachhaltiger gestalten wollen, dann müssen wir alle gemeinsam diesen Weg gehen“, ist sich die Expertin sicher.

Dass dabei die Region Wilder Kaiser den Anfang macht, ist kein Zufall: In der „Strategie 2024“, in der man sich der nachhaltigen Entwicklung der Region, mit dem Ziel die Lebensqualität für alle hier lebenden, arbeitenden und urlaubenden Menschen gleichermaßen zu steigern, verschrieben hat, ist die Steigerung der Branchenattraktivität eines von fünf zentralen Handlungsfeldern.

Halbzeit-Resümee und Ausblick
Vier Stationen hat Jenny bereits hinter sich, weitere vier wird sie in den kommenden Wochen noch absolvieren. Ihr Resümee zur Halbzeit? „Bisher macht mir der JobCheck wirklich viel Spaß und es hat sich bewahrheitet, dass manche Jobs ‚in echt‘ ganz anders sind, als meine Vorstellung davon. Vor allem hat man oft viel mehr Verantwortung, als man von außen sieht und gleichzeitig sind auch die Aufgabengebiete viel umfangreicher, als ich gedacht hatte“, so Jenny über ihre ersten Stationen.

Ihre detailreichen Job-Beschreibungen wird sie auch weiterhin unter www.wilderkaiser.info/blog mit allen Interessierten teilen und nach den acht Wochen noch einmal ausführlich Bilanz ziehen. Dazu wird es im September auch eine „JobCheck“-Abschlussveranstaltung geben, bei der auch MedienvertreterInnen herzlich willkommen sind, das Terminaviso erfolgt rechtzeitig.

 Teilnehmende Betriebe und Abteilungen

• Hotel Christoph, Ellmau (Kid’s Club)
• Sonnenhof, Going (Rezeption)
• Stanglwirt, Going (IT/Hausmeister)
• TVB Infobüro, Ellmau (Info) 
• Café Bettina, Ellmau (Service)
• Kaiserlodge, Scheffau (Marketing)
• Hotel Postwirt, Söll (Küche)
• Kaiserhof, Ellmau (Beauty)





Jenny Koller (21) studiert an der FH Kufstein Unternehmensführung. Aufgewachsen im elterlichen, touristischen Betrieb, hat sie neben dem Studium zahlreiche weitere Praktika im Tourismus absolviert.  Ihre erste Bachelorarbeit hat sie zum Thema „Arbeitsplatzqualität im Tourismus“ verfasst, auch in ihrer zweiten Forschungsarbeit wird sie sich dem Thema widmen. Derzeit testet sie in der Region Wilder Kaiser unterschiedliche touristische Jobs. 

Katie Tropper (38) leitet eine Agentur für Projektmanagement. Sie entwickelt und betreut nachhaltige Projekte in der Region Kufstein und Kitzbühel, in den Bereichen Kulinarik, Handwerk und Arbeiten im Tourismus, etwa als Projektleiterin der „Kaiserschaft“ in der Region Wilder Kaiser. Ihr Motto: „Neue Wege gehen – für und mit den Menschen aus der Region.“ Sie hat viele Jahre selbst im Tourismus gearbeitet, außerdem unterrichtet sie an der FH Kufstein.

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