Trailrunning trifft Tradition
Aktualisiert am 06.06.2023
Wenn 1.300 Athlet:innen aus 68 Nationen bei den World Mountain and Trail Running Championships 2023 vom 6. bis 10. Juni in Innsbruck und im Stubaital um Weltmeister:innentitel laufen, werden sie nicht nur die wunderschöne Landschaft kennenlernen. Sie werden auch Einblicke auf Tiroler Traditionen bekommen und den Brauch einer katholischen Fronleichnamsprozession miterleben können. Ein Schauspiel für Athlet:innen und Einheimische, bei der Funktionsbekleidung auf Tracht trifft.
Wie es der Zufall will, befindet sich mittendrin in der Zeit der WMTRC am Donnerstag, den 8. Juni, der Fronleichnamstag, ein Feiertag in Tirol. Er wird am 60. Tag nach Ostern begangen und ist ein Hochfest im Kirchenjahr der katholischen Kirche. Zu diesem Anlass finden in ganz Tirol sogenannte Fronleichnamsprozessionen statt. Auch in den Dörfern rund um Innsbruck und des Stubaitals werden sie während der WM abgehalten.
Einblick in die kulturellen Bräuche Tirols
Gut möglich, dass der Prozessionszug mit Pfarrern, Ministrant:innen, Schützen und Blasmusikkapellen dann in diesem Jahr auch von Trailrunner:innen begleitet wird oder – umgekehrt – die Läufer:innen von den anwesenden Einheimischen ob ihrer Leistungen bestaunt werden.
„Ich finde es super, dass unsere Fronleichnamsprozession gleichzeitig mit der Berglauf- und Trailrunning-WM stattfindet. Dann bekommen Besucher:innen aus vielen Teilen der Erde auch mal einen Eindruck von der Kultur- und Brauchtumspflege in Tirol. Und wer weiß: Vielleicht gefällt das dem ein oder anderen ja so gut, dass wir neue Mitglieder in unseren Vereinen aufnehmen können“, schmunzelt ein Musikant der Bundesmusikkapelle Neustift.
Prozessionen werden auch in anderen Ländern abgehalten
Bei einer Prozession, die es auch zu anderen Anlässen im Kirchenjahr gibt, zieht die Dorfgemeinschaft durch den Ort und hält bei festgelegten Plätzen an. Diese sind mit kleinen Altären geschmückt und an jedem Halt wird gebetet und die Blasmusik gibt eines ihrer Stücke zum Besten. Auch die Schützen feuern Ehrensalven in die Luft ab.
Das mag den Teilnehmer:innen der Berglauf- und Trailrunning-WM zwar seltsam erscheinen, aber vielleicht gibt es in ihren Herkunftsländern auch Bräuche, die an eine Tiroler Prozession erinnern. Auch in anderen Ländern wie Griechenland, Portugal oder Argentinien sind Prozessionen bekannt. Es gibt sie aber auch im Buddhismus, beispielsweise in Indonesien oder in Südkorea.
Function meets Uniform
„Wunderschön finde ich den Baldachin und die Fahnen, die durchs Dorf getragen werden. Die Uniformen der Musikkapellen und der Schützen mit ihren Lederhosen und den bunten Lodenjacken imponieren mir. Auch, dass man noch viele traditionelle Dirndln und Trachten der Bäuerinnen sieht, finde ich liebenswert. So stellt man sich Tirolerinnen und Tiroler vor“, schwärmt eine Trailläuferin aus Mexiko, die beim Training zur WM von den Fronleichnamsprozessionen Bilder gesehen hat.
Üblicherweise findet nach den Prozessionen dann noch das ein oder andere Fest auf den Plätzen der Dörfer statt. Spätestens dann kann es gut sein, dass sich die Teilnehmer:innen der Weltmeisterschaft in ihren Funktionsbekleidung unters Volk der Einheimischen in Tracht, Lederhosen und Dirndln mischen.