„Wer Veränderung will, muss unkonventionell Denken“
Aktualisiert am 18.03.2022
Berater von Weltmarken fordert die Tourismusbranche zum Perspektivenwechsel auf. Unter dem Motto „Die Helden der Dauerkrise“ nahm Philipp Hahn 200 Touristiker mit auf die Reise in die Zukunft.
Alpbach – Wenn sich Zeiten radikal ändern und wenn sich ganze Konzerne neu „erfinden“ müssen, ist er ein gefragter Mann: Der unkonventionelle Münchner Berater und Experte für Leadership und Change-Management Philipp Hahn sieht sich als Disruptor. Ein Zerstörer von Bisherigem. Im Congress Centrum Alpbach lieferte er beim ersten Alpbachtal Tourismus Zukunftstag den rund 200 Touristikern Ansätze für das Denken der Zukunft.
TVB Obmann Frank Kostner und Marketingleiterin Petra Cosentino beleuchteten zunächst den Status Quo der Tourismusregion. Laut Cosentino sei es oberstes Ziel aller Marketingaktivitäten, die Bekanntheit des Alpbachtals merklich zu steigern. Dafür wird in Zukunft ein Großteil der Mittel ins Marketing gelegt, mit dem Fokus auf strategisches Content Creation auf allen Kommunikationskanälen. Ziel ist es, durch verstärkte Mittel und den Fokus auf eine zentrale Botschaft, der Region ein Gesicht zu geben und dadurch eine klare Markenbotschaft zu vermitteln. Basis dafür ist die Definition von Personas im Rahmen des Kommunikationsprozesses.
Kostner räumt ein, dass bei einer Bettenauslastung von 32,6 Prozent viel Luft nach oben sei. Tiroler Spitzenwerte liegen bei 50 Prozent. „Wir sollten nicht nur Köpfe zählen, sondern müssen auf die Wertschöpfung achten“, so Frank Kostner. „Viele verkaufen sich derzeit unter ihrem Wert.“ Coronabedingt konnte Geschäftsführer Markus Kofler den international bekannten keynote-Speaker nur per Videobotschaft ankündigen.
Menschen glauben Google mehr als ihrem Partner
Hahn setzte bei der alles verändernden Digitalisierung an. „Die Digitalisierung würfelt alles Bestehende durcheinander.“ Sie schaffe nichts Neues. Sie ist ein Werkzeug, das das Leben erleichtern soll. Für den Tourismus bedeutet das unter anderem: Bewertungen sind das Um und Auf. „Dem Google-Rating vertrauen Menschen viel mehr als der Meinung ihres Partners“. Je besser die Sterne-Ratings sind, desto besser werde man gebucht, so Hahn. Daher sollten sich Touristiker die Mühe machen und ihre zufriedenen Kunden um Bewertungen fragen. Diese seien das wertvollste Trinkgeld.
Die Zukunft bleibt herausfordernd
Wer Veränderung möchte, der müsse auch mal unkonventionell Denken. Tiktok sei ein Beispiel dafür. Je einfacher und simpler die Videos gestrickt sind, desto mehr Likes erhalten sie. „Geben Sie den Menschen ein Gesicht. Filmen Sie Ihre Mitarbeiter, wenn sie morgens gut gelaunt sind. Denn letztlich geht es im Urlaub darum, Spaß zu haben“, so Hahn. Sein Tipp weiter: „Halten Sie den Istzustand für den schlechtest-möglichen, dann sind sie auf dem richtigen Weg. Ich behaupte, dass es für uns auch in Zukunft sportlich bleibt. Aber es gibt Möglichkeiten und Mittel, diese Zukunft zu gestalten.“
Visionen und neue Projekte
Wie Investitionen und Visionen konkret aussehen, darüber erfuhr man von Frank Kostner. Neue Projekte wie der barrierefreie Weg um den Reintalersee oder der geplante Bike-Park in Reith im Alpbachtal zählen dazu. Der Hornlift 2000 soll heuer durch eine moderne 6er Sesselbahn ersetzt werden und ist in der finalen Genehmigungsphase. An der Bergstation ist ein architektonisch gestalteter Aussichtspunkt geplant – der Top of Alpbachtal. Ein weiteres Zukunftsprojekt ist die geplante Radweganbindung von Brixlegg über Reith i. A. nach Alpbach. In diesem Zuge ist eine Hängebrücke mit Doppelnutzen für Wanderer und Radfahrer angedacht. Zwischen der Hygna und dem Naschberg soll die Hängebrücke mit rund 200 m Länge die beiden Talseiten verbinden.
„Wir brauchen einen Perspektivenwechsel, eine klare Positionierung und starke Marke“, schwörte Kostner das Publikum auf das neue Normal nach Corona ein. Und eines stünde dabei fest: „Veränderung kann man nur gemeinsam schaffen.“