EU-Kommissar Tzitzikostas zu Gast in Tirol: Zukunft des europäischen Tourismus im Gleichschritt mit Bevölkerung gestalten
Aktualisiert am 17.09.2025
Tirol stand am Mittwochabend im Zentrum der europäischen Tourismusdebatte: Landeshauptmann Anton Mattle begrüßte in der Villa Blanka den EU-Kommissar für nachhaltigen Verkehr und Tourismus Apostolos Tzitzikostas, um gemeinsam mit ihm und Vertreter:innen aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft zentrale Zukunftsfragen des Tourismus zu diskutieren.

Innsbruck, 18. September 2025 – Im Mittelpunkt des Treffens standen die Themen Nachhaltigkeit, gesellschaftliche Akzeptanz und die Rolle der einheimischen Bevölkerung im europäischen Tourismus. Besonderes Augenmerk galt dabei der Frage, wie Tirol und Europa gemeinsam Wege finden können, den Tourismus zukunftsfähig und sozial ausgewogen zu gestalten. Die Bedeutung von Einheimischentarifen und deren rechtliche Ausgestaltung auf europäischer Ebene war dabei ein zentrales Anliegen der Tiroler Seite.
Landeshauptmann Anton Mattle betonte: „Der Tourismus ist ein wesentlicher Wirtschaftszweig für die Europäische Union im Allgemeinen und für Tirol im Besonderen. Ich bin froh, dass EU-Kommissar Apostolos Tzitzikostas meine Einladung angenommen hat und wir über den europäischen Tourismus und die regionalen Chancen sowie Herausforderungen diskutieren konnten. Ich habe das Gespräch mit dem EU-Tourismuskommissar genützt, um mich für die Einheimischentarife stark zu machen. Leistbare Freizeitaktivitäten sind kein Privileg, sondern eine gerechte Anerkennung. Ohne die heimische Bevölkerung würde es die blühende Tourismusbranche nicht geben. Die Menschen, die hier leben, verdienen es, von diesem Wohlstand direkt zu profitieren. Vorteile für Einheimische sind keine Diskriminierung, sondern eine gerechte Anerkennung für die Gastfreundschaft in unserem Land. Die heimischen Betriebe suchen Wege, den Einheimischen vergünstigte Tarife und Angebote bieten zu können. Deshalb ist es wichtig, dass wir eine europäische Lösung zustande bringen, die die Einheimischentarife nicht als Diskriminierung abtut, sondern im Sinne der Tourismusakzeptanz zulässt.“
EU-Kommissar Apostolos Tzitzikostas zu seinem Besuch in Tirol: „Mit seinen beeindruckenden Landschaften und seinem kulturellen Reichtum zählt Tirol zu den beliebtesten Reisezielen für Besucherinnen und Besucher aus aller Welt. Wichtig ist es aber, dass wir die Chancen und auch die Herausforderungen des europäischen Tourismus erkennen – von den Folgen des Klimawandels für den Wintertourismus über Staus, Lärm und Luftverschmutzung bis hin zu unausgewogenem Touristenaufkommen und Arbeitskräftemangel. Vor diesem Hintergrund arbeiten wir bereits an der ersten europäischen Tourismusstrategie. Unser Ziel ist es sicherzustellen, dass Wachstum im Einklang mit den lokalen Gemeinschaften stattfindet und dass möglichst viele an den Vorteilen des Tourismus teilhaben.“
Der österreichische Bundesminister Peter Hanke und die österreichische Tourismus-Staatssekretärin Elisabeth Zehetner legten im Rahmen der Veranstaltung den Fokus auf die Themen Mobilität und Tourismusakzeptanz. Hanke betonte: „Wir müssen in den Regionen voneinander lernen und haben einen gemeinsamen Auftrag in Europa. Unser Ziel ist es, nachhaltige, effiziente und technologisch fortschrittliche Mobilitätslösungen voranzutreiben – dazu braucht es den Austausch zwischen Politik, Wirtschaft und Wissenschaft auf allen Ebenen.“ Zehetner ging auf die Ergebnisse einer aktuellen Studie zur Tourismusakzeptanz der STATISTIK AUSTRIA ein: „Die große Mehrheit der Österreicherinnen und Österreicher sieht den Tourismus als wichtigen Teil unserer Gesellschaft, Wirtschaft und Regionen. Nur wenige äußern sich kritisch. Das zeigt: Die Akzeptanz ist hoch und gibt uns Rückenwind – für die Branche, für die Regionen und für unsere Tourismuspolitik.“

Tirols Tourismus- und Wirtschaftslandesrat Mario Gerber setzte ein klares Signal für die Anliegen der Tiroler Bevölkerung: „Wir setzen uns mit Nachdruck für eine Lösung ein, die den Bedürfnissen der lokalen Bevölkerung gerecht wird. Ziel ist es, faire Zugänge zu Freizeit- und Tourismusangeboten sicherzustellen, ohne gegen europäische Vorgaben zu verstoßen. Die Einheimischentarife sind für viele Tirolerinnen und Tiroler mehr als ein finanzieller Vorteil – sie sind Ausdruck der Wertschätzung für die Menschen, die das touristische Angebot mittragen und mitgestalten.“
Martin Reiter, Geschäftsführer der Lebensraum Tirol Holding, freute sich, dass sich Tirol anlässlich des Besuchs des EU-Kommissars von seinen besten Seiten präsentieren konnte: „Tirol zählt zu den stärksten Wirtschafts- und Tourismusregionen Europas. Die Vernetzung und Kooperation auf höchster europäischer Ebene ist essenziell für unseren Lebensraum, um unsere nachhaltige Entwicklung unter der Marke Tirol und deren Spitzenleistungen konsequent weiterzuentwickeln.“
Karin Seiler, Geschäftsführerin der Tirol Werbung, ging auf die führende Rolle Tirols ein: „Nachhaltigkeit wird in Tirol gelebt, etwa mit den vor drei Jahren eingeführten Nachhaltigkeitskoordinator:innen in allen Tiroler Tourismusverbänden. Fünf Tiroler Regionen und 118 Betriebe wurden bereits mit dem Österreichischen Umweltzeichen zertifiziert. Besonders erfreulich ist, dass uns laut einer aktuellen Umfrage 71 Prozent unserer deutschen Gäste als Vorreiter im Alpenraum in Sachen Nachhaltigkeit betrachten.“
Stefan Schnöll, Landeshauptfrau-Stellvertreter von Salzburg, freute sich über den Besuch in Tirol: „Tirol und Salzburg verbindet die Überzeugung, dass der nachhaltige Tourismus die tragende Säule unserer wirtschaftlichen Entwicklung ist.“
Der offizielle Teil der Veranstaltung, die rund 100 Expert:innen aus Wirtschaft, Tourismus und Wissenschaft auf der Villa Blanka in Innsbruck versammelte, wurde mit weiteren Expertenstatements unter anderem von Reinhard Klier (Seilbahnsprecher Tirol), und Hubert Siller (Leiter des MCI Tourismus) ergänzt.